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09.07.2025
AGDW - Die Waldeigentümer: Experten-Ruf nach Reform des Klimaschutzgesetzes immer lauter
Der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium (WBW) hat seinen Ruf nach einer Reform der gesetzlich fixierten Ziele zum Klimaschutzbeitrag von Wald und Holz bekräftigt. In einer heute vorgelegten Stellungnahme kritisiert der Beirat das im deutschen Klimaschutzgesetz verankerte Ziel für den LULUCF-Sektor (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft – LULUCF), das auf einer entsprechenden EU-Verordnung fußt, als nicht sachgerecht. Die AGDW teilt diese Einschätzung des Beirats. „Der Wald darf angesichts seiner vielfältigen Ökosystemleistungen nicht allein anhand der Höhe des CO2-Speichers beurteilt werden. Vielmehr müssen wir zu einer differenzierten Bewertung der Klimaschutzbeiträge von Wald und Holz gelangen, welche die Leistungen der Forstwirtschaft entsprechend honorieren“, erklärt AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter.
Der Wald ist in der internationalen Klimaberichterstattung in der LULUCF-Kategorie untergebracht, wo ihm in Deutschland wie auch auf EU-Ebene deutlich negative Emissionen zugeschrieben werden. In seiner Stellungnahme hinterfragt der WBW nun den Ansatz des Klimaschutzgesetzes, die CO2-Senkenwirkung von Wald und Holz gegen die Treibhausgasemissionen anderer Wirtschaftssektoren aufzurechnen. Zugleich warnen die Forschenden mit Blick auf die LULUCF-Spielregeln in der Klimaberichterstattung vor Schieflagen, so u.a. vor einem alleinigen Fokus auf den Wald als CO2-Speicher. Es seien vielmehr die Teilsysteme Waldspeicher, Holzproduktespeicher und potenzielle Substitution immer im Zusammenhang zu betrachten. „Stabile, produktive und klimaangepasste Wälder bieten die Gewähr für eine effektive und langfristige CO2-Bindung durch Wälder“, betonen die Wissenschaftler. Diesem Plädoyer des Beirats für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung schließt sich die AGDW an. „Für den Klimaschutz durch Wald und Holz ist vorrangig die Bindung des Kohlenstoffs über den Holzzuwachs entscheidend und weniger die Höhe des Vorrats und damit des CO2-Speichers. Hohe Holzvorräte, wie wir sie in Deutschland vorfinden, bergen hohe Risiken für die Stabilität der Wälder und damit auch für den Klimaschutz“, stellt Prof. Bitter fest.
Die Stellungnahme des Beirats reiht sich ein in die Schlussfolgerungen weiterer aktueller Expertisen zur LULUCF-Thematik. Erst vergangene Woche hatte die Europäische Umweltagentur (EEA) eine Studie veröffentlicht, wonach der LULUCF-Sektor im Jahr 2023 nur noch 198 Mio. t CO2-Äq. an negativen Emissionen zur EU-Klimabilanz beisteuerte. Indes werden in der LULUCF-Verordnung der Europäischen Union 310 Mio. t CO2-Äq. an negativen Emissionen für das Jahr 2030 veranschlagt. Prof. Bitter: „Das riesige Delta zwischen Anspruch und Wirklichkeit legt offen, dass die EU und auf nationaler Ebene auch Deutschland mit fachlich nicht mehr haltbaren Vorgaben operieren. Angesichts der Folgen des Klimawandels im Wald ist die Korrektur der LULUCF-Ziele für den Forstsektor überfällig. Entsprechende Anpassungen müssen auch für etwaige EU-Ziele für 2040 erfolgen. Andernfalls würden wir sowohl dem Klimaschutz als auch dem Waldschutz mit unrealistischen LULUCF-Zielen einen Bärendienst erweisen.“
Über AGDW – Die Waldeigentümer
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V. (AGDW – Die Waldeigentümer) vertritt die Interessen des Privat- und Körperschaftswaldes gegenüber Parlamenten, Bundesministerien, Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit. Mit ihren 13 regionalen Mitgliedsverbänden steht die AGDW für mehr als zwei Drittel der Waldfläche Deutschlands und die rund 2 Millionen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Deutschland. Eine proaktive Waldbewirtschaftung ist für uns Grundlage nachhaltigen Handelns in Wirtschaft und Gesellschaft. Wir lassen uns leiten vom generationenübergreifenden Verantwortungsbewusstsein für eine in Freiheit und Vielfalt gestaltete Umwelt.
Pressemitteilung der AGDW - Die Waldeigentümer vom 09.07.2025