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Waldwirtschaft sichert Zukunft - Waldbauerntag am 18.9.24
Waldwirtschaft sichert Zukunft
Werl, 18. September 2024
Der Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume. Das ist wohl allgemein bekannt. Unbekannt für manche scheint aber zu sein, dass Wald Wirtschaftsraum, Ressourcenlieferant und Klimastabilisator ist.
Der Waldbauernverband für Nordrhein-Westfalen fokussierte an seinem diesjährigen Waldbauerntag genau diese Wirtschafts- und Klimaleistungen. Gast des Tages war daher folgerichtig die NRW Wirtschafts- und Klimaministerin Mona Neubaur.
Der erste stellvertretende Vorsitzende, Eberhard von Wrede, zeigte sich nicht nur als Forstwissenschaftler, sondern machte mit seinem Impuls zu Beginn deutlich, dass Forstwirtschaft auch eine Passion ist, ein Generationenvertrag, der gelebt werden muss und der durch den Klimawandel in Gefahr ist. Doch der Wald liefert uns selbst Lösungen, so von Wrede, wenn man uns Waldbesitzende nur machen lässt und alte „Naturschutz-Bärte“ endlich abschneidet. Der Wald von morgen muss heute angelegt werden. Angesichts des rasanten Fortschritts im Klimawandel ist dies nicht auf natürlichem Wege denkbar. Doch für den Wald von morgen brauchen wir keine gesetzliche Einengung auf die Baumarten von gestern, ist hier das klare Fazit. Auch mit dem bisherigen Tempo der Wiederbewaldung der Schadflächen ging von Wrede hart ins Gericht. „Die Katastrophenbewältigung selbst war eine Katastrophe. Wenn wir so weitermachen, entwickeln wir keinen klimaresilienten Wald und unserer heimischen Sägeindustrie gehen bald die Lichter aus“, so von Wrede.
Wirtschafts- und Klimaministerin Mona Neubaur freute sich über die Einladung des Waldbauernverbandes, um die Ideen des Wirtschaftsministeriums zur Klimaentwicklung, der Forstwirtschaft und Windenergie zu präsentieren.
Über die politische Arbeit in einer schwarz-grünen Koalition berichtete sie, dass man am Anfang vieler Debatten und Entscheidungen nicht einer Meinung sei. Dennoch funktioniere die nordrhein-westfälische Koalition erfolgreich. Man berate und streite hinter verschlossenen Türen und trete am Ende mit gemeinsamen Lösungen geschlossen auf. Dieses „konstruktive Regieren“ funktioniere gut und schaffe Vertrauen, so die Ministerin.
Der Wald und die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer stehen sinnbildlich gerade im Auge eines Orkans. Für die Bewältigung der Krise könne es keine schnellen Lösungen geben, so Neubaur. Sie habe erkannt, dass der Generationenvertrag der Forstbetriebe durch die Schäden der letzten Jahre nicht mehr überall funktioniere. Daher unterstütze die Landesregierung, insbesondere ihr Wirtschaftsministerium, alternative Einnahmemöglichkeiten aus dem Wald, und hier allem voran auch die Errichtung von Windenergieanlagen auf Kalamitätsflächen. „Wir wollen nicht, dass Sie die Zuversicht verlieren“, rief sie den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern zu. Daher sei sie froh, dass Cem Özdemir bei der aktuellen Debatte um die Novellierung des Bundeswaldgesetzes klargestellt habe, dass alle Funktionen des Waldes auch in Zukunft als gleichrangig angesehen werden.
Mit Blick auf die Waldkrise schloss die Ministerin ihren Vortrag mit der Klarstellung, dass die Aussage des „survival of the fittest“ nicht bedeute, dass der Stärkste überlebe, sondern derjenige, der es verstehe, sich anzupassen und Bereitschaft zur Flexibilität zeige.
Diesen praktischen Ansatz wünscht sich von der Bundespolitik auch Prof. Dr. Andreas Bitter, Präsident des Bundesverbandes der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände. Er berichtete zunächst über die Brüsseler EUDR. Diese neue Richtlinie soll weltweit Handel unterbinden, der zur Waldvernichtung führt. Eine Idee, der sich alle gut anschließen können, meinte Bitter. Doch die Umsetzung in Brüssel erstickt unsere Betriebe. In Deutschland gebe es weder Raubbau, noch werde die Waldfläche kleiner. Im Gegenteil ist nach dem Raubbau des Dritten Reichs die Waldfläche kontinuierlich angewachsen, so der Bundesvorsitzende. Und auch in der Berliner Politik ist der Ernst der Lage der deutschen Wälder noch nicht angekommen. Die Ampelkoalition plant eine Novellierung des Bundeswaldgesetzes, die keine Verbesserung bringt. Weder für den Wald noch für die Waldbesitzenden. Im Gegenteil will Berlin die Möglichkeiten zum Aufbau klimaresilienter Wälder weiter einschränken und dies stellt für den Wald, die Waldbesitzenden und das Klima eine stärkere Belastung als Entlastung dar.
Der Waldbauernvorsitzende Dr. Philipp Freiherr Heereman fasste die geballten Informationen des Tages zusammen: WaldWIRTSCHAFT ist gut gegen den Klimawandel, Waldwirtschaft sichert die heimische Rohstoffversorgung mit dem Ökorohstoff Holz und sorgt für Einkommen und Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Gleichzeitig fördert eine nachhaltige Waldwirtschaft den Erholungsverkehr und sichert die Artenvielfalt. Heereman schwärmte vom Allroundtalent Wald, mit dem jedes Ministerium gerne arbeite, und adressierte an die Ministerin die Forderung, den Wald zukünftig in ihrem Aufgabenbereich Wirtschaft und Klima mehr auf die
PM Waldbauernverband, 18.9.24
v.l.n.r.: Dr. Philipp Freiherr Heereman, Vorsitzender WBV; Prof. Dr. Andreas Bitter, Präsident AGDW - Die Waldeigentümer; Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW; Eberhard von Wrede, 1. stellv. V. WBV