Historie

 

70 Jahre Waldbauernverband NRW

Am 20. Mai 1947 wurde der Waldbauernverband NRW gegründet. Die vorangegangenen Organisationen wurden bereits im Jahr 1933 in den Reichsnährstand überführt. Die Kreisgruppen wurden 1946 neu gegründet, in diesem Jahr erfolgte auch die Gründung der Landesverbände ‚Waldbauernverband Westfalen‘ und ‚Rheinischer Waldbesitzerverband‘.

Auf dem 1. Waldbauerntag in Schmallenberg wurde Dr. Friedrich Carl Graf von Westphalen-Fürstenberg zum Präsidenten des Gesamtverbandes gewählt.

Nach dem Krieg bestand ein großer Bedarf an Brennholz, da Kohle nur schwer zu bekommen war. Die Beschaffung von Grubenholz für die Zechen und der Bedarf an Bauholz für die Wiederherstellung und Reparatur von Dächern waren dringend. Graf Westphalen sah es als seine politische Hauptaufgabe an, die Verfügungsfreiheit der Eigentümer über ihren privaten Waldbesitz und das Recht, ihn nach ihren Zielsetzungen nachhaltig zu bewirtschaften, einzufordern. Bis zum Jahr 1966 waren auch die Kommunen im Verband vertreten. Dann trennte sich der Kommunale Waldbesitzerverband ab, da sich die Interessen unterschiedlich entwickelt hatten. Übrigens war Graf Westphalen auch der erste Vorsitzende der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW).

Gerade in den ‚Wilden 60-ern’ kam der Gedanke auf, dass die Wohlfahrtswirkungen des Waldes und der Landschaft für die Erholung der Stadtbevölkerung Vorrang vor den Eigentümerinteressen bekommen müssen. Mit der Sozialpflichtigkeit des Eigentums sollte endlich Ernst gemacht werden. Der heute längst überholte Slogan „Holz kann man importieren, die Wohlfahrtswirkungen des Waldes nicht“ wurde damals aus der Taufe gehoben.

Im Jahr 1967 wurde unter Federführung des Waldbauernverbandes die „Holzerzeugergemeinschaft Sauerland“ gegründet. 1976 beschloss die Mitgliederversammlung allerdings die Geschäftseinstellung und Rückzahlung der eingelegten Geschäftsanteile. Im Jahr 1968 gab Graf von Westphalen den Vorsitz im Verband an Leopold Freiherr von Fürstenberg ab. Unterstützt von den Landwirtschaftskammern gründete der Waldbauernverband 1971 das „Holzwerk Mark“. Das Werk musste allerdings 1975 schon wieder Konkurs anmelden. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Waldbauern mit den Forstbeamten der Landwirtschaftskammer vor der Errichtung der Einheitsforstämter (im Jahr 1971 mit Hoheit plus Beratung) durch das novellierte Landesforstgesetz wurde nach anfänglichen Zweifeln dann auch mit diesen fortgesetzt. Alexander Freiherr von Elverfeldt wurde der Nachfolger von Baron Fürstenberg in den Jahren 1973 – 1989. Unter seinem Vorsitz wurde das freie Betretungsrecht des Waldes für jeden Bürger zum Zwecke der Erholung per Gesetz verfügt.

Das Thema "Waldsterben" fiel sowohl in die Zeit seines Vorsitzes, als auch in die Amtszeit seines Nachfolgers Phillip Fürst zu Salm-Horstmar, der 1989 - 1997 an der Verbandsspitze stand. Die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes wirkte sich aus, man sprach über die Forstwirtschaft. Die erhebliche Verminderung des SO2 -Ausstoßes der Kraftwerke ist unter anderem auch auf den Einsatz der Verbandsmitglieder zurückzuführen. Allerdings trafen in den gegründeten Beiräten auf Stadt-, Kreis- und Landesebene jetzt auch "Nützer" und "Schützer" zusammen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten rückten die Vertreter des Verbandes in die Vorstände vor. In dieser Zeit fiel dann auch der gesetzlich verankerte Vertragsnaturschutz, der in der Warburger Vereinbarung (1994) gipfelte.

Nachfolger von Fürst Salm-Horstmar wurde Dietrich Graf von Nesselrode (1997 – 2009). Direkt nach Beginn seiner Arbeit wurde zur Zertifizierung der Wälder in NRW das Siegel "PEFC" ohne staatliche Unterstützung gegründet. Im Jahr 2007 fegte der Sturm "Kyrill" plötzlich die aufkeimende Hoffnung auf wieder steigende Holzpreise weg. Gerade hatte der Käufermarkt wieder zum Verkäufermarkt gedreht.

Anfang des neuen Jahrhunderts sahen sich die Waldbesitzer mit einem Verfahren des Bundeskartellamtes zur Holzvermarktung durch die staatliche Forstverwaltung konfrontiert. Das Bundeskartellamt sah die monopolartige Holzvermarktung durch staatliche Stellen sehr kritisch. Als Konsequenz wurden im Jahr 2005 mit Unterstützung der damaligen Landesregierung und unter Federführung des Waldbauernverbandes drei Forstwirtschaftliche Vereinigungen in Südwestfalen gegründet. Im Münsterland wurden die Dienstleistungen der bestehenden Naturstoff- und Dienstleistungszentrale Land und Forst mit Sitz in Saerbeck weiter ausgebaut. Auch um den Waldbesitzern in Zeiten von Kyrill eine Perspektive zu geben, gründeten die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen im Jahre 2007 ohne Untersützung staatlicher Stellen die eigenständig wirtschaftende Holzvermarktungsgesellschaft "WaldHolz Sauerland GmbH", mit Sitz in Olpe. Die Umwandlung der Forstverwaltung im Jahre 2005 in einen Landesbetrieb, die einer Verstaatlichung der forstlichen Betreuung gleichkam, und die Forstreform im Jahre 2008 haben in der forstlichen Landschaft des Landes NRW sehr deutliche Spuren hinterlassen.

Genau in das Ende der Amtszeit von Graf Nesselrode und den Beginn der Arbeit von Dr. Philipp Freiherr Heereman (seit 2009) fiel die seit langem notwendige Strukturreform des Waldbauernverbands NRW. Die Strukturreform wurde durch den Landesverbandsausschuss am 8. Juli 2010 beschlossen und mit einer Änderung der Satzung am 27. September 2010 durch den einberufenen Waldbauerntag rechtlich verankert.

Das Interesse der Waldbesitzer in Nordrhein-Westfalen an ihren Forstflächen ist sehr unterschiedlich. Es reicht von der alleinigen Existenzgrundlage des Waldbauern über die Sparkassenfunktion im bäuerlichen Gemischtbetrieb bis zu denen, die ihren Wald als Erbe lieben und seine Pflege zum Hobby gemacht haben. Was sie eint, ist die Bedeutung des Eigentums. Der Waldbauernverband NRW hat es sich seit seiner Gründung zur Aufgabe gemacht, all diese Eigentümergruppen zu vertreten.